Eine interessante Kultur, ein entspannter Lebensstil und tolles Wetter mit atemberaubender Kulisse – das klingt ziemlich verlockend und es gibt sicherlich noch viel mehr Gründe, um einen Neuanfang in Spanien zu wagen. Kann man da nicht direkt seine Zelte in Deutschland abbrechen und nach Spanien auswandern?
Leider nein – denn der Schritt zum Auswandern sollte gut überlegt sein. Viele Auswanderungswillige haben falsche Vorstellungen von dem, was sie in einem anderen Land erwartet. Deshalb ist es zu empfehlen, sich vorab so gut wie möglich über das Zielland zu informieren. Im Folgenden haben wir einige der wichtigsten Fakten und Informationen zusammengestellt, damit einem die Entscheidung zum Auswandern nach Spanien etwas leichter fällt.
Warum Spanien?
Viele Urlauber assoziieren Spanien sofort mit Massentourismus und als ein gängiges Urlaubsziel. Kein Wunder – Spanien gilt weltweit als eines der beliebtesten Reiseziele unter den Europäern. Spanien lockt nicht nur mit weißen Sandstränden, Buchten und dem Meer nahezu immer direkt um die Ecke; auch das warme Klima und die faszinierende, wilde Natur animieren oft dazu, das Weite zu suchen.
Spanien weist allerdings weitaus mehr als nur perfekte Bedingungen für ein Urlaubsziel mit weißen Stränden und traumhaftem Wetter auf.
In den pulsierenden Metropolen Barcelona, Madrid oder Valencia trifft man nicht nur auf vielzählige Sehenswürdigkeiten, sondern auch auf offene und gelassene Einheimische, die einen mit offenen Armen empfangen. Hinzu kommen die vielen UNESCO- Welterbe-Deklarationen, Maurenpaläste sowie der so bekannte Jakobsweg.
Für viele ältere Menschen stellt Spanien die angenehme und ruhige Oase dar, nach der man sich in einem hohen Alter sehnt. Erholung und Ruhe, eine hohe Sonnenscheindauer und die entspannte Lebensart der Spanier macht das Land vor allem für Rentner sehr attraktiv und lebenswert. Faszinierende Sonnenaufgänge und –Untergänge, ein Glas Wein mit Tapas und ein Spaziergang am Strand – Wer sagt dazu schon nein?
Ein weiterer Grund, der für einen Neustart in Spanien spricht, ist die gute Erreichbarkeit: Falls Komplikationen oder gar Heimweh aufkommt, ist man bereits innerhalb weniger Flugstunden wieder in der wohlbekannten Heimat. Alle deutschen Flughäfen bieten Direktflüge nach Spanien zu einem Billigtarif an.
Klima
Spanien wird durch drei grundlegende Klimazonen geprägt: Während im Norden ein gemäßigtes maritimes Klima herrscht, gibt es in der Mitte des Landes ein weitaus kontinentaleres Klima, sodass es oft zu Schwankungen zwischen den Temperaturen im Sommer und Winter sowie auch am Tag und in der Nacht gibt. Die Durchschnittstemperaturen liegen ähnlich wie in Deutschland bei -20 bis +40 Grad.
Im Süden Spaniens herrscht hingegen eine subtropisches Klima, welches heiße Sommer und eine Trockenperiode von 11 Monaten mit sich bringt.
Ob aber nun in Gran Canaria, an der Costa Blanca oder an der Costa del Sol: überall herrscht durchgehend gutes Wetter und Spanien kann pro Jahr mit rund 1000 Sonnenstunden mehr als in Deutschland prahlen.
Die Landschaft Spaniens
Spaniens Landschaft weist dank der verschiedenen Klimazonen viele verschiedene Vegetationsformen auf. In Spanien lassen sich rund 5.000 verschiedene Pflanzen finden: Von Laubwäldern mit europäischen Pflanzen wie Buchen oder Eichen über exotische Arten wie Eukalyptusbäume zu subtropischen Pflanzen wie Dattelpalmen und Feigenbäume in den Küstenregionen.
Vor allem die Nationalparks und Naturschutzgebiete Spaniens bieten mit Schluchten, Gebirgsbächen und Wasserfällen, Tropfsteinhöhlen, Vulkanlandschaften und Sümpfen eine reichhaltige Landschaft.
Im Norden Spaniens werden hauptsächlich Mais und Äpfel angebaut, während man in der Mitte des Landes Wein, Oliven und Weizenfelder vorfindet. Im Süden kann man hingegen vielzählige Zitronen- oder Orangenplantagen ausfindig machen.
Bekannt ist Spaniens Landschaft natürlich für die unzähligen Strände, wie zum Beispiel die idyllische Bucht an der Costa Brava oder die beeindruckende Dünenlandschaft Gran Canarias. Das Land besteht aus einer mehr als 7.000 Kilometer langen Küste, 2.000 Kilometer hiervon sind Strände.
Auch die Tierwelt Spaniens spricht für Vielfalt und einen Reichtum an diversen unterschiedlichen Lebewesen. Der Norden ist das Zuhause von frei lebenden Braunbären, Wildkatzen oder Steinböcken. Auch Wölfe und Luxe wird man hier vereinzelt finden. Optimale Lebensbedingungen haben halbwilde Pferde in den Gebirgen von Asturien und Galicien, genauso wie einige Geier- und Adlerarten. Noch facettenreicher wird die Fauna Spaniens durch Chamäleons und Flamingos aus tropischen Gefilden. Zudem werden Tierliebhaber auf dem Felsen von Gibraltar die einzigen wilden Affen Europas bestaunen können.
Die spanische Kultur
Die über tausendjährige Kulturgeschichte Spaniens ist eine ganz eigene ihrer Art und weist viele Facetten und Subkulturen auf. Hierbei sind vor allem die unzähligen Fest der Spanier zu erwähnen: Von der Tomatenschlacht „La Tomatina“ in Valenica, über das „Fallas de San José“, bei dem der Frühling begrüßt wird bis hin zum Fest der Stiere, die „Fiesta de San Fermin“. Die Spanier feiern jedes ihrer besonderen Feste gebührend.
Spaniens Bevölkerung wird stark durch das heiße Wetter des Südens geprägt: während der nördliche Teil der Bevölkerung weitestgehend von der keltischen Kultur beeinflusst wird, ist der Süden des Landes stärker von arabischen Einflüssen geprägt. Beispielsweise unterscheiden sich die Gewohnheiten und Verhaltensweisen im ländlichen Andalusien stark von der Lebensart im industriellen Katalonien und vor allem in Barcelona. Gesprochen wird in Spanien offiziell Kastilisch, allerdings gibt es auch noch die Regionalsprachen Baskisch, Katalanisch Galizisch gesprochen.
Die Lebensweise der Spanien wird zudem durch einige reichhaltige Traditionen, wie die Siesta, den Flamenco und den Stierkampf sowie durch außergewöhnliche Kunstschätze von Künstlern wie Velasquez bis Picasso geprägt.
Heutzutage besteht Spaniens multikulturelle Bevölkerung unter anderem aus Briten, Franzosen, Deutschen und Menschen aus Marokko und Ecuador, was auf die lange Verbundenheit Spaniens mit Südamerika zurückzuführen ist.
Geschichte Spaniens
Die lange und bewegte Geschichte Spaniens beginnt mit den Ureinwohnern, den Kelten und Iberern. Die Phönizier besiedelten im 11. Jahrhundert v. Chr. die Südküste des Landes und bildeten eine der berühmtesten Kolonien, die Cádiz.
Die folgenden Jahre waren größtenteils durch die lange Vorherrschaft der Mauren geprägt – Spuren dieser Herrschaft sind heutzutage noch in der Architektur und der Sprache Spaniens wiederzufinden. Die iberische Halbinsel galt aus Verbindung zwischen der christlichen und der islamischen Welt und wurde vielfältig durch unterschiedliche Religionen und einen Reichtum an Kunst und Wissenschaft geprägt.
Erst im Jahr 1492 wurden die Mauren vollständig aus dem Land vertrieben, indem die Christen das letzte maurische Kalifat, heute Granada, eroberten. Kurz darauf stand das Land unter der Krone des Königs Ferdinand von Aragón und seiner Frau Isabella von Kastilien, wodurch es allerdings zu der berühmten Spanischen Inquisition kam.
Als Amerika entdeckte wurde, brach für Spanien das „Goldene Zeitalter“ an: Das Land entwickelte sich aufgrund von tonnenweise Reichtümern aus Amerika zu einem der mächtigsten Nationen der Welt.
Unter der Habsburger Krone blühte das Land noch weiter auf. Während die amerikanischen Kolonien zum einen für einen erfolgreichen Handel mit Amerika gesorgt haben, waren diese Kolonien im 16. Jahrhundert allerdings auch der Grund für zahlreiche Kriege mit England, Frankreich und den Niederlanden.
Damit war die Zeit der Unruhen und Machtkämpfe allerdings noch nicht vorbei: nach der französischen Revolution erklärte Spanien Frankreich den Krieg, wurde aber von dem französischen Herrscher Napoleon besiegt.
Nach einem langen Unabhängigkeitskrieg konnten die Spanier Napoleon 1815 in Waterloo zurückschlagen; er wurde vom ehemaligen spanischen König vom Thron abgelöst. Nach der Revolution im Jahre 1868 wurde die Monarchie kurzzeitig abgelöst und die Erste Republik wurde ausgerufen, welche allerdings nur etwa ein Jahr lang anhielt.
1895 führte eine Rebellion in der spanischen Kolonie Kuba zum Spanisch-Amerikanischen Krieg.
Durch die teuren Kriege verlor Spanien nicht nur alle Kolonien und Übersee-Besitzungen, sondern litt auch an wirtschaftlicher Rezession und politischer Instabilität.
General Primo de Ribera richtete 1923 eine Militärdiktatur ein, diese hielt aber nur bis 1930 an, woraufhin eine Republik ausgerufen wurde.
Nach dem Spanischen Bürgerkrieg kam 1936 General Francisco Franco an die Macht und führte eine faschistische Diktatur, welche jedoch in wirtschaftlicher und politischer Isolation endete. Erst in den 50er und 60er-Jahren begann das Land, sich wirtschaftlich zu erholen.
1978 wurde eine neue Verfassung eingeführt und 1985 trat Spanien der NATO bei.
Zu einem neuen Problem entwickelte sich daraufhin allerdings der plötzliche Konjunkturrückgang des vorher stark wachsenden Immobilienmarktes. Hierdurch wurde 2007/2008 eine weltweite Finanzkrise ausgelöst und Staatsverschuldungen wurden in die Höhe getrieben. Durch die Wirtschaftskrise kam es nicht nur zu Massenprotesten in der spanischen Bevölkerung, auch die Arbeitslosigkeit stieg stark an.
Einreisebedingungen
Staatsangehörige eines EU-Landes haben das Glück, dass sie ohne jegliche Formalitäten nach Spanien einreisen und sich dort bis zu neunzig Jahre aufhalten dürfen. Es ist lediglich ein gültiger Personalausweis oder Reisepass für die Einreise notwendig.
Wer beabsichtigt, länger als drei Monate in Spanien zu verbringen, muss beim Einwohnermeldeamt einen spanischen Wohnsitz beantragen. Das Ausländeramt (Oficina de Extranjeros) oder das jeweilige Polizeikommissariat trägt einen dann in das Zentralregister der Ausländer ein. Hier erhalten Ausländer zudem ihre NIE (Numero de Identificacion de Extranjeros): diese ist zum Leben in Spanien notwendig. Für die Beantragung ist ein deutscher Reisepass sowie ein Nachweis über eine Wohnung (in Form eines Mietvertrages) nötig.
Arbeitsmöglichkeiten
Bevor Spanien stark von der Wirtschaftskrise getroffen wurde, galt der spanische Arbeitsmarkt als guter Grund für Auswanderer, hier einen Neuanfang zu starten. In Spanien sind sowohl einige erfolgreiche internationale Unternehmen ansässig, wie beispielsweise die Santander Bank und Seat. Zudem findet man auch vielzählige spanische Unternehmen, unter anderem Telefonica und Repsol YPF.
Heutzutage ist die Situation auf dem Markt allerdings nicht mehr so vorteilhaft wie noch vor ein paar Jahren. Auswanderer, die in Spanien ihren Lebensunterhalt verdienen und eine erfolgreiche Stelle auf dem Arbeitsmarkt finden möchte, sollten sich also sehr frühzeitig hierum kümmern und bestenfalls mithilfe einer spanischen Jobbörse eine Suchanzeige aufgeben.
Relativ vielversprechend ist der spanische Arbeitsmarkt derzeit für hochqualifizierte und junge Arbeitssuchende mit guten Englisch- und Spanischkenntnissen.
Momentan werden vor allem Handwerker in Spanien gesucht; ausgebildete Fachkräfte mit Berufserfahrung könnten (unabhängig vom Alter) gute Chancen auf ein Jobangebot haben. Auch Personen im Bausektor und Einzelhandel sind gefragt.
Spanien verfügt zwar über einen starken Tourismussektor, allerdings sollten Auswanderer, die in der Tourismusbranche tätig werden möchten, bedenken, dass es sich hierbei um eine Saisonarbeit handelt. Arbeitsverträge gelten in der Gastronomie meist lediglich temporär für die Hochsaison. Auch die Löhne und Gehälter sind relativ niedrig.
Generell gibt es in Spanien keine festen Löhne oder Gehälter und langfristige Arbeitsverträge auf 400 Euro Basis. Arbeitgeber bieten meistens Arbeitsverträge von bis zu 9 Monaten an.
Ungelernte Arbeitskräfte sollten auf dem spanischen Arbeitsmarkt auf einige Schwierigkeiten gefasst sein und auch Auswanderer, die einen Beruf erlernt haben sollten sich darauf einstellen, möglicherweise in einem anderen Berufsfeld arbeiten zu müssen. Wer allerdings mehrere Sprachen beherrscht, wird im Gastronomiebereich, als Immobilienmakler oder in Banken sicherlich gute Chancen haben. Am sichersten haben es Auswanderer in Spanien als Arbeitnehmer und Grundstückseigentümer.
Krankenversicherung
Dank des Sozialversicherungsabkommens innerhalb der EU hat jeder in Deutschland gesetzlich Krankenversicherte Anspruch auf Leistungen der entsprechenden Gebietskrankenkassen in Spanien. Man benötigt lediglich eine Europäische Krankenversicherungskarte (European Health Insurance Card); diese sorgt dafür, dass im Falle einer Krankheit alle Kosten übernommen werden.
Um die deutsche Krankenversicherung beizubehalten, müssen Auswanderer allerdings weiterhin in Deutschland gemeldet sein und über einen Wohnsitz in Deutschland verfügen.
Andernfalls besteht die Möglichkeit, die deutsche Krankenversicherung zu kündigen und stattdessen eine spanische Versicherung zu beantragen. Die Versicherungen werden zwar jährlich teurer, sind im Verhältnis aber immer noch recht günstig. Zudem ist die ärztliche Versorgung in Spanien durchaus mit der in Deutschland vergleichbar und weist guten Service und gute Qualität auf.
Wer beabsichtigt, für sich und seine Familie eine neue Versicherung abzuschließen, sollte allerdings beachten, dass Kosten für private Ärzte oder Krankenhäuser selbst übernommen werden müssen; selbst wenn die gleichen Leistungen in Deutschland kostenfrei sind.
Lebenshaltungskosten
Die Lebenshaltungskosten in Spanien sind generell betrachtet etwas niedriger als die deutschen. Vor allem in den Regionen Andalusien und Valencia sind die Lebenskosten nach der Wirtschaftskrise gesunken. In anderen Regionen Spaniens sind die Preise für den Lebensunterhalt wie Miete und Lebensmittel allerdings teils stark gestiegen: in den wirtschaftlich starken Regionen Madrid und Barcelona ist die Arbeitslosenquote weiter angestiegen und es gibt mehr Arbeitssuchende, weshalb es sich hier oft nicht allzu günstig leben lässt.
In Bezug auf Lebensmittel sind die Supermärkte in den Zentren der Großstädte teurer als in Deutschland, deshalb lohnt es sich oftmals, auf den Märkten (mercados) der kleineren Dörfer einzukaufen.
Wohnungssuche
Weiterhin zu bedecken bei der Planung der Auswanderung nach Spanien ist die Suche nach Wohnraum. Um einen Wohnsitz kümmert man sich am besten so früh wie möglich. Wer von Deutschland aus nach einer Wohnung sucht, kann auf die Hilfe von vielzähligen Suchmaschinen zurückgreifen, wie beispielsweise Tucasa, Fotocasa und Mastermas.
Allgemein lässt sich feststellen, dass die Immobilienpreise in den letzten Jahren auf ein realistisches und faires Preisgefüge hinuntergegangen sind und sich weiter nach unten bewegen, dies ist jedoch von der jeweiligen Region abhängig.
Wie in jedem anderen Land sind die Wohnungsmieten in den Großstädten generell höher als in Vororten oder kleineren Städten. Die Mietpreise an der Küste (Costa Blanca) werden durchaus als angemessen angesehen. Wen es nach Barcelona zieht, sollte etwas mehr Geduld bei der Wohnungssuche einplanen, denn hier stehen so gut wie keine Wohnungen leer. Anders sieht es hingegen in Regionen wie Alicante aus: Das Angebot an Häusern und Wohnungen ist hier immens groß.
Für eine kleine Landfica wird man generell rund 400€ Monatsmiete bezahlen; anders sieht es bei einer Luxusvilla aus, hier muss man mit bis zu 3000€ Monatsmiete rechnen. Zum Leben werden auch die Küstengebiete Spaniens mit einigen besonderen Hot-Spots unter Ausländern immer beliebter.
Egal, wohin es Sie zieht, ob nach Barcelona, Madrid, Valencia oder an einen anderen Ort Spaniens – Sie werden sicherlich von jeder dieser modernen, interessanten und aufregenden Städte begeistert sein.
>> Auswandern nach Mallorca – Leben und Arbeiten in Mallorca