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Auswandern Australien: Erfahrungsbericht

Australien gilt als eines der typischen Auswandererländer, vergleichbar mit Kanada und den USA in Nordamerika. Das hat seinen Ursprung in den Jahrzehnten des neunzehnten Jahrhunderts. Zur damaligen Zeit waren für viele Europäer die Arbeits- und Lebensbedingungen der Anlasse dazu, um sich eine neue Existenz, einen neuen Lebensraum zu schaffen. Ihnen ging es aus verschiedenen Sichtweisen heraus so schlecht, dass es nur noch besser werden konnte. Dazu mussten sie auswandern, also ihre bisherige Heimat verlassen. Viele von ihnen waren vermögenslos, sodass sie kein Problem damit hatten, ihr Zuhause zurückzulassen. Wie es heißt, verkauften sie ihr Hab und Gut und kauften sich für den Erlös das Auswanderungsticket nach Übersee. In der neuen Heimat erwartete die Auswanderer auch in Australien eine große Landfläche, die sie preisgünstig erwerben oder sich aneignen konnten. Das war ihre Grundlage für eine neue Existenz mit Landwirtschaft, Handwerk und Handel.

Heutzutage ist die Situation für Auswanderer nach Australien wesentlich anders. Es gibt kein herrenloses Land, sondern ein Grundstück muss rechtmäßig erworben, also gekauft werden. Australien erwartet von den Einwanderern, dass sie einen Mehrwert für den Staat und für die Gesellschaft erbringen können. Dazu gehören der Beruf inklusive Berufserfahrung, ausreichend Erspartes für eine erste Übergangszeit im Lande, sowie die realistische Chance auf Arbeit. Wer nach Australien auswandern und dort sesshaft werden möchte, der muss sowohl einen Wohnsitz als auch eine Erwerbstätigkeit haben und nachweisen können. Eins bedingt das andere. Zu diesem Zweck hat Australien ein Punktesystem erarbeitet, nach dem die Auswanderer bewertet werden. Eine Vielzahl von unterschiedlichen Fragen zur persönlichen, familiären und wirtschaftlichen Situation wird mit Punkten bewertet. Das Erreichen einer Mindestpunktezahl ist die Voraussetzung dafür, um das zum Einwandern notwendige Visum beantragen zu können. Die Visumerteilung selbst ist dann eher eine Formsache, wenn diese formale Voraussetzung erfüllt ist.Der Auswanderer hat sich in der Vergangenheit eingehend mit seiner neuen, der Wunschheimat im sogenannten fünften Kontinent befasst. Australien ist von der Fläche her das weltweit siebtgrößte Land und etwa zweiundzwanzig Mal so groß wie Deutschland. Gegliedert ist das Land in zwölf Bundesstaaten mit ihrer jeweils eigenen Hauptstadt.

Der Bundesstaat New South Wales mit der Hauptstadt Sydney beispielsweise ist deutlich mehr als doppelt so groß wie die Bundesrepublik. Der Auswanderer muss im Vorhinein wissen, ob er sich für Western Australia, für Queensland, für South Australia oder für das Northern Territority entscheidet. Die Insel Tasmanien vor der Südküste des Kontinents gehört mit der Hauptstadt Hobart ebenfalls zu Australien; sie kommt für die meisten Auswanderer jedoch eher nicht infrage. Aufgrund der Arbeitsmöglichkeiten wird in der Regel die räumliche Nähe zu einer der großen und bekannten Städte wie Adelaide, Brishbane, Melbourne, Perth, Sydney oder zur Landeshauptstadt Canberra gesucht. Australien hat keine eigene Amtssprache; Englisch ist die gängige und überall genutzte Umgangssprache. Der Auswanderer tut gut daran, sämtliche Dokumente und schriftlichen Unterlagen in englischer Sprache beziehungsweise notariell beglaubigter Übersetzung mitzuführen. Für ihn selbst ist es hilfreich, Englisch in Wort und Schrift zu beherrschen; den letzten Schliff bekommt er im Lande durch Learning by Doing. Notwendig ist der Abschluss einer Auslandskrankenversicherung bei einer privaten Krankenversicherung im Heimatland. Die „Medicard“, vergleichbar mit der Versicherungskarte der hiesigen gesetzlichen Krankenkassen, erhält der Auswanderer erst nach einer mehrjährig nachgewiesenen Berufstätigkeit. Als Privatpatient ist er ohnehin deutlich besser medizinisch versorgt als die australischen Bürger mit der Medicard.Der Entschluss zum Auswandern nach Australien sollte schon in jungen Jahren gefasst werden. Nach dem vierzigsten Lebensjahr wird es problematisch, ab Mitte vierig nahezu unmöglich. Für das Lebensalter bis vierundzwanzig Jahren gibt es die Maximalzahl von fünfundzwanzig, ab fünfundvierzig Jahren null Bewertungspunkte. Die Skala endet beim neunundvierzigsten Lebensjahr. Dann ändert auch der noch so interessante und begehrte Beruf nichts daran, dass ein Auswandern nicht mehr möglich ist.

Die Wirtschaftssituation in Australien ist mit einer sehr geringen Arbeitslosenquote unbestritten gut. Dennoch muss der Auswanderer damit rechnen, als unselbstständiger Arbeiter oder Angestellter eine mehrmonatige oder auch einjährige Übergangszeit mit Teilzeitjobs zu überbrücken. Auch in Australien gilt der Grundsatz, dass bei mehreren Bewerbern um eine Stelle die Einheimischen bevorzugt werden. Der Hauptverdiener innerhalb der Familie hat es zunächst schwer, eine dauerhafte und krisensichere feste Anstellung zu finden. Das gelingt erfahrungsgemäß erst nach mehreren Jahren im Lande und nur bei guten Referenzen. Für Selbstständige sowie Existenzgründer ist die Situation ebenso wie in anderen Auswanderungsländern. Sie müssen Fuß fassen, einen Kundenstamm aufbauen, also akquirieren, und sich etablieren. Das dauert auch in Australien mehrere Jahre. In dieser Zeit wird Erspartes benötigt, um das nicht immer ausreichende Einkommen auszugleichen. Sofern es dem Selbstständigen gelingt, Arbeitsplätze zu schaffen und Einheimische zu beschäftigen, wirkt sich das positiv auf sein Standing aus. Er kann dann mit einer wohlwollenden Unterstützung der örtlichen oder regionalen Behörden rechnen.

Australien ist auch heute noch ein typisches Auswanderungsland für Berufstätige. Wer dorthin auswandert, der möchte neu anfangen. Insofern ist die Zahl der Rentner, die ihren Lebensabend auf der Südhalbkugel verbringen wollen, denkbar niedrig. Den Auswanderer reizt unter anderem auch das angenehme Klima im Lande. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt dreitausendsiebenhundert, und von Westen nach Osten sind es rund viertausend Kilometer. Dazwischen liegen drei unterschiedliche Klimazonen. Jede von ihnen hat ihre eigenen Reize und Vorteile, die von den Auswanderern besonders geschätzt werden. Die einen bevorzugen das tropische, andere das subtropische oder das gemäßigte Klima. Auch das ist ein Kriterium für die Standortwahl des zukünftigen Zuhauses.

Zu den positiven Erfahrungen gehören der unkomplizierte Lebensstil sowie die Mentalität der Einheimischen; darüber hinaus die Weite des Landes. Sie wird schon nach kurzer Zeit des Aufenthaltes als angenehm bis hin zu befreiend empfunden. Zum freistehenden Haus gehört wie selbstverständlich ein großflächiger Garten mit Pool. Die Infrastruktur ist in jeder Hinsicht gut bis sehr gut. Das „easy going“ der Einheimischen überträgt sich auch auf eine insgesamt angenehme Stimmung im beruflichen Umgang miteinander. Kinder wachsen mindestens zweisprachig auf, was ihre späteren Berufschancen deutlich steigert.

Die Flugentfernung zwischen den beiden Hauptstädten Berlin und Canberra beträgt sechzehntausend Kilometer. Dem Auswanderer muss bewusst sein, dass eine Rückkehr nach Deutschland nicht so ohne Weiteres möglich, dass sein Entschluss also nahezu endgültig ist. Für die letztendliche Entscheidungsfindung ist es auf jeden Fall hilfreich bis hin zu empfehlenswert, das Land in einem mehrmonatigen Work & Travel erkundet und kennengelernt zu haben.